Die Wohnungskrise hat sich zu einem globalen Problem entwickelt. Die Bubble der weltweit einzigartigen Praxis des Wiener Wohnungsbaus verlassend begeben wir uns auf die andere Seite unseres Planeten, um mit unserem „Wiener Wissen“ in einen Dialog mit einem anderen Kontext zu gehen und voneinander zu lernen.

Die australische Regierung stellt für die kommenden Jahre ein riesiges Budget von umgerechnet mehreren Milliarden Euro zur Verfügung, um der Wohnungskrise mit einem sehr großen Volumen an Sozialem Wohnungsbau zu begegnen. Dabei spielt die Frage der Skalierbarkeit eine enorme Rolle. Vorfertigung und Modularität sind wesentliche Faktoren, um den Wohnungsbau wieder leistbar zu machen. Diese Art des Denkens über Architektur wurde in den letzten Dekaden durch große technologische Veränderungen in neue Dimensionen gebracht. In Ländern mit wenig Holz und einer Tradition des mit der „Erde“ Bauens gewinnt das Betonfertigteil auch in der Kombination mit neuen großen Fragen der Nachhaltigkeit (zB. Zementloser Beton etc.) eine enorme Bedeutung.

Wir werden konkret mit sehr wichtigen Akteuren zusammenarbeiten: mit einer Firma, die zu den weltweit führenden Herstellern von Fertigungsanlagen und der Produktion von Betonfertigteilen zählt, sowie mit Playern und Bauplätzen vor Ort in Australien, um den zuständigen Ministerien neue Visionen für das Zusammenleben durch einen neuen sozialen Wohnungsbau zu vermitteln.

Australien hat eine koloniale Geschichte: Die Engländer kamen in einen seit über 50.000 Jahren kontinuierlich besiedelten Kulturraum der „First Nation Persons“, wie die unterschiedlichsten Stämme, die früher unter dem Sammelbegriff „Aborigines“ zusammengefasst wurden, bezeichnet werden. Die daraus resultierenden Tragödien und Konflikte wirken bis in die Gegenwart und auch in der Frage des Sozialen Wohnungsbaus nach. Fragen der Inklusion werden nicht nur aus dieser Perspektive wichtig, sondern auch für neue marginalisierte soziale Gruppen oder die Verdrängung älterer Menschen sowie junger Alleinerziehender durch den enormen ökonomischen Druck auf dem Wohnungsmarkt.

Der Soziale Wohnungsbau wird in Australien sehr oft als Konfliktraum wahrgenommen. Mit dem „Wiener Wissen“ wollen wir da ansetzen und versuchen, wie wir aus dem jeweiligen Kontext lernen können.

Es wird neben Elementen des vorgefertigten Bauens vor allem auch um „Elements of Living“ gehen, also um ein Verständnis, was „Wohnen“ in den unterschiedlichsten Kontexten bedeutet und wie man eine Kombinatorik aus all diesen Elementen entwickeln kann.

In einem Territorium, das mit sehr unterschiedlichen Raumbegriffen arbeitet, werden wir gemeinsam neue Bausteine des „guten sozialen Wohnens“ für die Stadt, die Vorstadt, die Zwischenstadt und das Land entwickeln.

Die daraus resultierenden Typologien und Prototypen werden dann dem Ministerium als Visionen für eine andere Art des Sozialen Wohnens vorgelegt werden.

Begleitend zum Entwerfen findet eine Exkursion nach Südtirol (IT) mit dem Schwerpunkt „Bauen mit Betonfertigteilen“ statt.